Ernst Barlach Museum, Wedel

01.12.23 - 28.01.24

Wedel

Der Künstler Leon Löwentraut (geb. 1998) wurde am 01. Dezember 2023 mit dem Ernst Barlach Preis 2023 für Bildende Kunst ausgezeichnet. Der Preis wird seit 1995 von der Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg vergeben, um auf besonders innovative künstlerische Positionen aufmerksam zu machen. Die Jury unter dem Vorsitz von Dr. Jürgen Doppelstein, Museumsdirektor und Vorsitzender der Ernst Barlach Gesellschaft, hat sich einstimmig für den 25-jährigen Leon Löwentraut entschieden.

Die feierliche Preisverleihung findet am 1. Dezember 2023 um 19 Uhr im Barlach Kunstmuseum Wedel statt. Gleichzeitig zur Vergabe ehrt die Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg den Künstler mit einer retrospektiv angelegten Ausstellung, die bis zum 28. Januar 2024 Einblick in die Bildwelten Leon Löwentrauts gibt. Das Museum zeigt auf drei Etagen einen Querschnitt seines Schaffens – insgesamt werden mehr als 70 Werke - Gemälde, Graphik-Editionen, Skulpturen und Kohlezeichnungen - präsentiert.

Dr. Jürgen Doppelstein, Museumsdirektor und Vorsitzender der Ernst Barlach Gesellschaft, erklärt: „Leon Löwentrauts Werke und seine stark medienbasierte öffentliche Kommunikation werden von der traditionellen Kunstkritik bisher wenig beachtet. Wir sind der Meinung, dass es Zeit für einen Blickwechsel ist.“ In Bezug auf die Relevanz von Löwentrauts Werk betont er: „Leon Löwentraut zeigt den modernen Menschen in seiner ganzen Isolation und Zersplitterung. Und diesen Menschen macht er zugleich auch zu einem großen Geheimnis. Seine Darstellungen von robotischen Gestalten wirken wie Nachrichten aus einer fernen, rätselhaften Welt. Sie sind apokalyptisch und utopisch zugleich, sie schwanken zwischen gestisch, gegenständlich, abstrakt, ornamental und provozierend farbexplosiv.

Mit ihrem widersprüchlichen Versprechen auf Einzigartigkeit inszeniert Löwentraut seine Kunst als Teil der virtuellen Realität. Zugleich übersteigert er in Liveacts und Social Media Kampagnen die Öffentlichkeit des Privaten. Er spielt mit der Idee, dass das vermeintlich Einmalige, Echte und Authentische wiederum selbst nur eine Konstruktion und allein seine Kunst ein vielleicht letzter, begehrenswerter Schutzraum ist. Darin erscheinen die Figuren dann nicht selten abgelenkt und flüchtig, grotesk und ungeschickt, zerbrechlich und filigran und nicht selten ängstlich.

Löwentrauts Figuren sind gefangen in einer Flut von Bildern, Zeichen und Symbolen, die ihre Bewegungsfähigkeit und Fluchtmöglichkeit beschränken. Oftmals wirken sie wie maskierte Einsame in einem überfüllten Raum. Dieses Gefühl von Einsamkeit inmitten der Überfüllung und Unüberschaubarkeit ist der Ausgangspunkt für das künstlerische Schaffen von Leon Löwentraut.“ Doppelstein hebt hervor: „Damit berührt er einen Nerv der Gegenwart und begeistert besonders jüngere Menschen für seine Kunst.“

Er fährt fort: „Natürlich ist auch Löwentraut durchdrungen von einem künstlerischen und ästhetischen Erbe, dem sich alle jungen Künstler stellen müssen. Es gibt immer eine Tradition, die durchschlägt, die Frage ist nur, wie man Traditionen nicht nur überwindet, sondern neu interpretiert.

Der Abstrakte Expressionismus eines Willem de Kooning beispielsweise zeichnete sich besonders durch eine gestisch-expressive Handschrift aus. Seine Arbeiten waren immer eine Auseinandersetzung mit der Abstraktion und der ständig wechselnden Anordnung von menschlichen Figuren im Auflösungsprozess. Die Nichtvollendung des einzelnen Bildes erhob er dabei zu einem wichtigen Prinzip. Und so erscheinen auch die Bilder von Leon Löwentraut manchmal merkwürdig unfertig, oft wie mitten im Malprozess unterbrochen skizzenhaft und suggerieren, dass der Künstler vielleicht morgen an dem Werk weiterarbeiten wird oder aber die Fertigstellung gleich ganz den Betrachtern selbst überlässt.“

Werke

Impressionen

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